Geschichtliches

Es bleibt eine schwere Aufgabe, die Dorfgeschichte von Neidenfels lückenlos zu schreiben, da alle wichtigen Akten vernichtet sind. Als die Lichtensteiner ihre Burg bauten, brachten sie Knechte und Mägde mit Frauen und Kindern mit, die Siedlungsland erhielten. Es ist wohl natürlich, doch nicht beweisbar, daß ihre Hütten sich unter den Fittichen der Burg bargen. Die Namen Matzenberg und Atzenpfad deuten darauf hin.

Altes Haus mit Tor Es muß also schon zur Lichtensteiner Zeit, Ende 1100, eine Siedlung bestanden haben. Wir sehen dies als Gründungszeit unseres Dorfes an. Das 12. Jahrhundert ist unbestreitbar die Geburtszeit unserer heutigen Gemeinde. Auf einer nach Süden verlaufenden Bergzunge des Schloßbergs entstand ein Dorf malerisch gruppiert, um den Dorfbrunnen mit seiner Linde. Grund und Boden gehörten der Herrschaft. Es mied das feuchte, überschwemmungsbedrohte Tal und die gefährliche Straße, hielt mehr auf Sicherheit unter der wehrhaften Burg. Es lag in Fluchtnähe des schützenden Waldes.

Im Tale, von Acker- und Wiesengründen durchzogen, entstand 1737 der schöne Fachwerkbau des Hauses Schimpf. Er ist heute noch unverändert erhalten.

1744 erbaute Franz Glöckle die Forstmeisterei, die alledings im Kriege den Werksanlagen der Firma Glatz zum Opfer gefallen ist.

1785 duckten sich 14 Häuschen um den Dorfbrunnen, bei der Einmündung des Hintertals in die Talstraße 3 und auf der Höhe ebenfalls drei Häuschen. Im Vordertal standen fünf Häuschen.

Altes Schulhaus Etwa ab 1790 entwickelte sich unsere Gemeinde stürmisch. Das Dorfgericht sprach Recht über Diebe, Frevler, Betrüger, verbriefte Eheverträge, Teilungen, Kauf, Tausch und Nachlaßsachen.

Der Schultheiß schlichtete Streitigkeiten und übte Polizeigewalt aus. Erste Kunde über das Neidenfelser Gericht veranlaßte eine Entscheidung unseres Dorfgerichts um 1445. 1796 wurde die Zusammenlegung der Gemeinden Frankeneck, Neidenfels und Esthal zu einer Verwaltungseinheit angeordnet. Die Zusammenarbeit in der Bürgermeisterei ließ viel zu wünschen übrig. 1819 schied Esthal aus dem Gemeindeverband aus. Die Gemeinderäte aus Frankeneck und Neidenfels kämpften lange um Auflösung der gemeinsamen Bürgermeisterei. Ab 1. Januar 1889 hatten sie ihr Ziel erreicht, sie waren selbständig.

Noch einmal wiederholte sich die Tragikomödie der Bürgermeisterei. Im dritten Reich verlangte der Gauleiter den Zusammenschluß der Gemeinden Lindenberg, Frankeneck, Neidenfels und Esthal mit der Stadt Lambrecht, die auch Sitz der Bürgermeisterei werden sollte. Dreimal lehnte der Gemeinderat diese Erpressung ab und gab erst in einer vierten Sitzung dem Druck von Gauleiter und Gaugericht am 4. Juni 1938 nach.

Das Experimental viel auch entsprechend aus. Aufbauarbeit wurde nicht geleistet. Die Gelder flossen dem Aufbau der Wehrmacht zu.

Die Amerikanische Militärverwaltung beseitigte im Frühjahr 1945 durch Neuwahlen die Bürgermeisterei Lambrecht, die nur Unkosten aber keine Leistungen gebracht hatte und gab den Talgemeinden wieder volle Selbstverwaltung und Freiheit zurück.

Neue Volksschule Nach den ersten freien Wahlen zum Gemeinderat wurde Wilhelm Rüger zum Bürgermeister und Otto Mayer zu seinem Stellvertreter gewählt. Es konnte zunächst nur die Not verwaltet werden. Fast alle Bürger konnten sich nicht satt essen, viele hungerten. Schuhe, Textilien gab es nur auf Bezugsschein. Bezugsscheine gab es fast überhaupt nicht. Flüchtlinge mußten untergebracht werden. Durch starken Einsatz und unter Inkaufnahme von persönlichen Gefahren sorgte der Bürgermeister dafür, daß die Bürger zusätzlich Lebensmittel erhielten. Viele ältere Bürger werden sich noch daran erinnern. 1948, nach Einführung einer neuen Währung, gab es zwar wieder genug Lebensmittel zu kaufen, aber nun hatten die meisten Bürger wenig Geld, es mußte sehr gespart werden. 1948 wurde mit dem ersten Geld, das der Gemeinde nach Abzug der fixen Ausgaben (Gehälter usw.) zur Verfügung stand (DM 5000.-), ein Stück der Zwerlenbachstraße, die bis dahin ein reiner Sandweg war, (bei stärkerem Regen lag der Sand lastwagenweise auf der B39), mit einem damals üblichen Pflaster versehen. 1949 wurde Rudolf Hertel zum Bürgermeister gewählt, Otto Mayer blieb Beigeordneter. Die Gemeinde hatte wieder mehr Geld. Es wurden Wohnhäuser in der Kirchenstraße gebaut. Die Zwerlenbachstraße wurde weiter ausgebaut.

1952 wurden Philip Karch Bürgermeister und Jakob Kempter Beigeordneter. 1958 verstarb Jakob Kempter und Gustav Schales wurde zu seinem Nachfolger gewählt. In dieser Zeit (bis 1969) wurde in Neidenfels viel gebaut. Alle Straßen wurden mit Kanälen versehen und ausgebaut, Wohnhäuser im Deidesheimer Weg und in der Flurbergstraße errichtet.

Goldbrunnen Am Flurberg entstand eine neue Wohnstraße. 1959 konnte die neue Volksschule am Waldrand eingeweiht werden. Sie wurde von Fachleuten aus der ganzen Welt besichtigt und bewundert. Mit dem Aushub der Schule wurde die Schulstraße gebaut. 1957 wurde in der Zwerlenbach für 350 000.- DM ein Sportplatz gebaut. Dazu kam 1963 ein Sportplatz hinter der TSG-Turnhalle. 1967 wurde die Wasserversorgung von Neidenfels durch ein neues Wasserwerk mit zwei Tiefbrunnen gesichert.

Am 1. Juli 1969 wurden Willi Jahn (48 Jahre) zum Bürgermeister und Erich Rüger (39 Jahre) zum 1. Beigeordneten von Neidenfels gewählt. Beide sind auch heute noch im Amt. 1970 – 1974 wurden die Vordertalstraße, Dorfstraße, Mühlpfad, Hintertalstraße, als Asphaltstraßen ausgebaut.

1972 wurde bei den Sportplätzen in der Zwerlenbachstraße eine Turnhalle mit Wirtschaftsgebäude sowie Kegelbahn und Wohnung gebaut. Viele sportliche und kulturelle Veranstaltungen haben bis heute in der Turnhalle stattgefunden. 1973 wurde am Deidesheimer Weg und Waldweg Baugelände für 31 Häuser erschlossen, 26 stehen und sind bewohnt. Bald wurde das Untergeschoß der Schulaula zu einem modernen Kindergarten umgebaut. 1979 wurde die Zwerlenbachstraße auf ihrer ganzen Länge verbreitert und mit einem Asphaltbelag ausgebaut. Bürgersteig sowie eine neue Straßenbeleuchtung wurden errichtet. Von der Gemeinde Niederkirchen und der Stadt Deidesheim wurdem im gleichen Jahr Bauplätze erworben sowie ein Bebauungsplan für die rechte Seite der Zwerlenbachstraße beschlossen. Die ersten Häuser stehen bereits. 1979 konnte endlich das Gelände Hemmeracker erworben werden. 1980 wurde das Planungsbüro Bühler mit der Planung der Bürgeranlage beauftragt. Dipl-Ing. Heinrich Jost erhielt die Planung für das Bürgerhaus.

Dorfbrunnen 1981 erhielt die Kirchenstraße einen Asphaltbelag. Der Gemeinderat vergab die Planung für das neue Wohngebiet Aspenkehle. Etwa 100 Wohnhäuser sollen dort entstehen.

Der Goldbrunnen sowie der Dorfbrunnen wurden umgestaltet. Sie sind Schmuckstücke unserer Gemeinde. Der Anschluß des Deidesheimer Weges an die B39 soll nach Zusage des Landeszuschusses gebaut werden. Die Planung ist fertig. In wenigen Tagen wird in der Zwerlenbach ein herrlich gelegener Grillplatz fertiggestellt werden. Wenn wir heute die Bürgeranlage und das Bürgerhaus einweihen, können wir voll Stolz feststellen, daß mit diesem rundum gelungenen Werk, ein weiteres Juwel geschaffen wurde. Es entstand eine Stätte der Begegnung für jung und alt.

Aus dem ehemals engen und düsteren Dorf haben Gemeinderat und Verwaltung eine schmucke und moderne Gemeinde geschaffen. Bereits im Jahre 1966 wurde Neidenfels Bezirkssieger im Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden”. Heute ist Neidenfels ein Schmuckkästchen, mit hohem Wohn- und Freizeitwert.

Aus: Auszug aus der Festschrift zur Einweihung des Bürgerhauses der Gemeinde Neidenfels – August 1982